Das Wichtigste über Faszien

Aufrechter, beweglicher und leistungsstärker durch Faszientherapie

Faszien

Bei Vorträgen stelle ich den Zuhörern oft folgende Frage: Was ist nötig, damit wir aufrecht stehen können?

Nach anfänglichem Zögern ist die Antwort in der Regel: “Na ja … Knochen und Muskeln”. Die Vorstellung dabei ist, dass wir ein Skelett haben und dieses Skelett von den Muskeln aufgerichtet und gehalten wird.

Das ist die klassische Sichtweise auf unseren Bewegungsapparat. In dieser Sichtweise sind es Muskeln, mit denen wir uns aktiv aufrichten und den Körper in dieser Position halten.

Wenn Muskeln den Körper nicht aufrecht halten, was dann?

Alle Ihre Muskeln und Knochen sind miteinander verbunden. 

Das Bindegewebe stellt die Verbindung zwischen Muskeln, Knochen und Organen her.

Faszien sind Teil des Bindegewebes. Wenn Sie regelmäßig in der Küche arbeiten, dann haben Sie Faszien schon einmal gesehen.

Das ist diese milchig-weiße Substanz, die das Fleisch umhüllt. Sie umhüllt Muskeln, jede Muskelfaser, Organe, Knochen, ja selbst Nerven.

Diese milchig-weiße Substanz hat einige sehr erstaunliche Eigenschaften.

Die für unsere Zwecke wichtigsten stelle ich Ihnen hier vor.

Die Faszien richten uns auf, nicht die Muskeln

Faszien halten Sie aufrecht. Übrigens, ohne den Einsatz von Muskelkraft.

Vielleicht haben Sie ja auch schon einmal versucht, sich mit Muskelkraft aufrecht zu halten. Nach einer Weile wurde das unangenehm und Sie sackten wieder in sich zusammen.

Das liegt daran, dass Sie mit Muskelkraft gegen eine Faszienspannung ankämpfen müssen. Die Muskeln erlahmen nach einer Zeit. So, als würden Sie versuchen, eine 10-kg-Hantel länger zu halten. 

Wenn Sie sich ohne Muskelkraft aufrechten sein wollen, muss man die Spannung in den Faszien herausnehmen. Dann sind Sie mühelos aufrecht.

Das dahinter stehende Modell erkläre ich Ihnen im Folgenden.

In der Architektur gibt es ein Konstruktionsprinzip, das man als “Tensegrity” bezeichnet.

Das ist ein Kunstwort, das von Buckminster Fuller stammt und sich aus den englischen Begriffen „Tension“ und „Integrity“ zusammensetzt. Also „Spannung“ und „Integrität“.

Eine Tensegrity-Konstruktion besteht aus starren und elastischen Elementen, die diese starren Elemente miteinander verbinden.

Durch spezielle Zuglinien entsteht so eine Konstruktion, die in sich stabil, trotzdem flexibel und aufrecht ist, ohne dass es von außen einer Stütze bedarf.

Ein sehr vereinfachtes Modell sehen Sie hier:

Ein Tensegrity-Modell

Mit diesem Konstruktionsprinzip baut man übrigens auch Brücken und Gebäude.

Wenn Sie das nun auf Ihren Körper übertragen, so bilden die starren Elemente die Knochen und die alles verbindenden Faszien sind das elastische Element.

Bestimmte Zuglinien erzeugen entweder einen mühelos aufrechten und schmerzfreien Körper oder einen Körper mit Rundrücken und Bewegungseinschränkungen.

Die Aufgabe des Faszientherapeuten besteht darin, wieder gleichmäßige Züge und Spannungen innerhalb der elastischen Strukturen herzustellen.

Im Vergleich zu obigem Modell ist der menschliche Körper erheblich komplexer.

Im Körper hängt über Faszien alles mit allem zusammen und veränderte Strukturen in einem Körperbereich wirken sich auf den restlichen Körper aus.

Wenn man diese Konstruktion zusammendrückt, dann gibt sie nach und faltet sich zusammen. Lässt man sie los, geht sie zurück in ihren Ursprungszustand. 

Ein ähnliches Verhalten kann man übrigens auch beim menschlichen Körper beobachten. 

Faszien sind “plastisch”

Die für eine Faszientherapie wichtigste Eigenschaft von Faszien, ist die der “Plastizität”.

Faszien passen sich den dominanten Haltungs- und Bewegungsmustern des Alltags an. 

Wenn Sie mit gekrümmtem Rücken den ganzen Tag vor dem Schreibtisch sitzen, so bekommen Ihre Faszien permanent die Information “Ich brauche dich vorn kurz und hinten rund”. 

Tja, und das bekommen Sie dann auch. 

Da sich Faszien dem dominanten Muster anpassen, wird eine kurze Phase des Gegenhaltens nichts nützen.

Wenn Sie also 40 Stunden in der Woche einen Buckel machen, wird 10 Minuten Rückwärtsbeuge an zwei Tagen pro Woche, etwa beim Yoga, nichts ändern.

Sie müssten eher Ihre Bewegungs- und Haltungsmuster im Alltag verändern, denn dann üben Sie praktisch den ganzen Tag. 

Hier eine kleine Beispielrechnung. 

Irgendwer hat einmal erhoben, dass wir am Tag 11 Stunden sitzen. Sagen wir der Einfachheit halber 10 Stunden. Das wären 600 Minuten pro Tag, also 4.200 Minuten pro Woche.

Jetzt gehen Sie zweimal pro Woche zum Yoga. Eine Yoga-Klasse hat 90 Minuten, innerhalb derer Sie 10 Minuten Rückwärtsbeugen üben, das wären 4.200 Minuten zu 20 Minuten. Selbst, wenn Sie die ganzen 90 Minuten nichts anderes machen als Rückwärtsbeugen, nimmt das dominante Haltungsmuster “Sitzen mit krummen Rücken” deutlich mehr Zeit ein.

Diese Rechnung soll Ihnen zeigen, dass eine Anpassung der alltäglichen Haltungsmuster deutlich mehr für Ihre Körperhaltung tun kann als nur die Yoga-Klasse. Der Hebel ist hier am größten. Die Yoga-Übungen sind eine zusätzliche Ergänzung.

Machen Sie den nächsten Schritt

Rufen Sie mich an und wir vereinbaren einen Termin für eine kostenfreie Erstberatung!

Sie erfahren in einem Erstgespräch:

  • Was eine Faszientherapie bei Ihnen bewirken kann
  • Wie eine Sitzung abläuft
  • Was Ihr Körper mit einer Brücke und einem Bonbon gemeinsam hat
  • Was das menschliche Grundbewegungsmuster ist

Für ein Erstgespräch nehme ich mir bis zu 60 Minuten Zeit. Auf verständliche Art und Weise erkläre ich Ihnen das Fasziensystem.

Gemeinsam loten wir Ihre Ziele und die bestehenden Möglichkeiten aus. Im Rahmen des Erstgesprächs beantworte ich Ihnen alle Ihre Fragen. 

Mein Versprechen: In jedem Fall gehen Sie aus dem Erstgespräch mit einem Erkenntnisgewinn heraus.

Bildnachweis Headvisual: Tonaquatic